Das Goldfisch-Experiment, oder wie Glaubenssätze wirken!

Setzt man einen Goldfisch in ein Aquarium, schwimmt er großzügig sein Terrain ab. Teilt man das Aquarium mit einer durchsichtigen Scheibe, hat er nur noch halb so viel Platz und schwimmt dort im Kreis. Entfernt man nach einiger Zeit die Trennwände wieder, könnte man annehmen, dass der Goldfisch wieder das ganze Terrain in Anspruch nimmt und sich an der zurückgewonnenen Bewegungsfreiheit erfreut. Er tut es aber nicht. Er schwimmt einfach weiter in seinem kleinen Bewegungsraum und probiert nie wieder aus, seinen Wirkungskreis zu erweitern. Die Trennwand ist Teil seines Glaubensmusters geworden, ob sie nun da ist oder nicht. Im Gehirn haben sich neue neuronale Verbindungen gebildet die das Verhalten maßgeblich beeinflussen bzw. begrenzen. Derartige Verbindungen und neue Glaubenssätze entstehen immer dann, wenn Verhaltensweisen über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden. Je länger der Zeitraum desto fester die Verbindungen. Natürlich sollte man das Gehirn eines Goldfischs nicht ohne weiteres mit dem eines Menschen vergleichen. Doch eines haben die beiden gemeinsam: neuronale Autobahnen. Diese entstehen im Gehirn, wenn eine Tätigkeit oder ein Gedankenmuster über einen längeren Zeitraum regelmäßig durchgeführt bzw. benutzt werden. Gemeint sind die neuronalen Verschaltungen zwischen den Gehirnzellen, mit denen unsere Gewohnheiten und Glaubenssätze in unserem Kopf repräsentiert sind. Der Gehirnforscher Gerhard Hüther, bringt in seinem Buch „Die Biologie der Angst“ ein einleuchtendes Bild dazu: Stelle dir vor, du würdest in einer Landschaft auf einem Hügel stehen und von dort aus die Verbindungen zwischen den Häusern, Dörfern und Städten betrachten. Da gibt es kleine Pfade, etwas breitere Schotterwege, asphaltierte Dorfstraßen, komfortable Bundesstraßen und die mehrspurigen Autobahnen. Für den Straßenbenutzer bieten natürlich die breiten Autobahnen den größten Fahrkomfort – man fährt schnell, bequem.

Verlasse deine neuronale Autobahn!

Mach an dieser Stelle einmal ein Experiment mit. Falte deine Hände für ein paar Sekunden. Dann falte die Hände bewusst anders herum, so dass der Daumen, der zuerst immer oben war, jetzt unter dem anderen liegt. Prüfe jetzt dein Körpergefühl, wie ist das Echo des Körpers bei dieser ungewohnten Art Hände zu falten? Die meisten würden sagen, es sei komisch, fremd oder sogar unangenehm. Das ungewohnte Gefühl entsteht dadurch, dass wir einen neuronalen „Feldweg“ benutzen. Beim „richtigen“ Händefalten hingegen fährt man auf einer neuronalen Autobahn. Doch obwohl man sich beim gewohnten Händefalten besser fühlt, heißt das noch lange nicht, dass das ungewohnte Händefalten eine schlechtere Methode des Händefaltens ist. Genau gesagt: Sie ist genauso gut.

Es ist ganz natürlich, dass sich der Umgang mit einem neuen, ungewohnten Bereich etwas seltsam anfühlt, denn unser Gehirn hat hierfür noch keine komfortablen neuronalen Autobahnen angelegt. Und der Aufbau von neuen Verbindungen kostet das Gehirn mehr Energie als die Benutzung von schon etablierten Verknüpfungen. Man kann nämlich mit bildgebenden Verfahren den Kalorienverbrauch des Gehirns messen. Hier zeigt es sich, dass beispielsweise beim reinen Lernen und Üben sehr viel mehr Kalorien verbraucht werden als beim Abrufen von schon angelegten Fähigkeiten. Du hast bestimmt selbst hundertfach die Erfahrung gemacht, dass sich in „Fleisch und Blut“ übergegangene Handlungen, Denkmuster und Glaubenssätze einfach anfühlen – egal wie kompliziert sie ursprünglich erscheinen. Der Turner im Training erlebt seinen Salto oder seinen Handstand im Gegensatz zu uns deshalb als leicht, weil er ihn von bestens ausgebauten neuronalen Autobahnen abruft.

Habe Mut auch neue (Feld)wege zu gehen!

Übertrage diese Erfahrung einmal auf jedes neue Terrain, jedes neue Ziel oder Projekt, was auch immer du vorhast und es noch im Leben erreichen willst. Bist du nicht auch schon einmal zögerlich an ein Thema herangegangen, weil du dabei ein „komisches“ Gefühl hattest? Viele Menschen werten dieses komische Gefühl leider abergläubisch als „ungute Vorahnung“ und meinen, ein „komisches Gefühl“ sei Grund genug, eine neue Sache nicht ausprobieren zu müssen. Man versucht das fehlende Gefühl der vertrauten Erfahrung durch möglichst viele theoretische Informationen zu ersetzen. Doch keine noch so gute Theoriesammlung erspart den Ausflug auf die andere Seite des Aquariums und somit die Konfrontation mit einem ungewohnten Erlebnis, das ein „komisches Gefühl“ macht.

Wir verhalten uns häufig wie unser Goldfisch aus dem Aquarium. Uns steht das ganze Aquarium und sein Terrain zur Verfügung, wir nutzen aber nur einen Bruchteil unserer Möglichkeiten und unserer potentiellen Leistung, weil wir uns selbst im Wege stehen und keine weitere Möglichkeiten oder Lösungswege für uns selbst zulassen. Geht es dir manchmal auch so, dass du nur das glaubst, was du schon immer glauben wolltest, weil es bequemer ist, oder bist du offen für neue Wege und neue Denkweisen?

Wie ist es zum Beispiel, wenn du daran denkst deine Fitness zu verbessern und täglich 20 Minuten spazieren gehst? Was denkst du über eine vegane Ernährung? Wie stehst du zur Meditation? Glaubst du, dass man alles schaffen kann, was man sich vorstellt, oder ist es nur ein Hirngespinst vieler Motivationsgurus? Wie stehst du zur aktuellen Flüchtlingspolitik, Donald Trump oder Atomkraft? Überprüfe deine Denkweise und deine Glaubenssätze und bedenke, dass alles, aber wirklich alles auf dieser Welt zwei Seiten hat. Wenn wir nur die eine Seite betrachten, sehen wir nicht die andere, sie ist aber da. Genauso wie du deinen Schatten immer mit nimmst, auch wenn du lieber in Richtung Sonne schaust.

Um festzustellen, was dich persönlich zurück hält neue Sachen anzupacken, mache diese einfache Übung:

  1. Denke spielerisch an ein neues Ziel. Was willst du gerne erreichen? Dies könnte z.B. eine neue Position, ein neuer Partner, eine neue sportliche Herausforderung sein.
  2. Konzentriere dich auf dein vorgestelltes inneres Bild für dein Ziel. Male es dir detailliert aus und versetze dich direkt hinein. Der Vorteil dabei ist, dass es im Kopf alles möglich ist und keine weiß, was du gerade denkst ????.
  3. Überprüfe jetzt, was deine inneren Einwände sind, die gegen diese neue Möglichkeit sprechen.
  4. Schreibe auf, was dich an deinem neuen Ziel begeistert oder motiviert und schreibe genauso auf, warum du dieses Ziel nicht bis jetzt angegangen bist.

Möchtest du mehr zum aktuellen Thema erfahren und hast dazu Fragen, Wünsche oder Anregungen? Du möchtest weitere Infos zum Coaching, oder willst andere Themen in meinem Blog sehen? Fühl dich frei und sende mir eine Nachricht. Wenn du diesen Beitrag interessant fandst, freue ich mich, wenn du ihn auf Facebook teilst oder mir unten einen Kommentar schreibst.

Nichts ist unmöglich – bleib bewusst!

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