Ein Gastartikel von Wolfgang Scherleitner – perimpulsum.com 

Mein Sohn liebt, eigentlich muss ich sagen, liebte Bananen mit Zimt und Sauerrahm. Eines Tages hatten wir ein echtes Problem. Es war kein Sauerrahm zu Hause. Wir hatten nur Schafmilchjoghurt. Er hatte sich schon derart auf seine heißgeliebten Bananen gefreut, dass er der Enttäuschung Raum ließ. Meine Mutter sagte, ihm, dass sie Bananen mit Schafmilchjoghurt, Honig und Zimt liebt. Das war ihm jedoch herzlich egal. Er wollte seine Bananen mit Sauerrahm. Wir redeten bald zu dritt auf ihn ein, dass er das mit Schafmilchjoghurt, doch einfach versuchen solle. Nach einiger Zeit kapitulierte ich und beschloss mich auf den Artikel vorzubereiten, den ich schreiben durfte. Es sollte ums Loslassen gehen. Nach einer guten Stunde in meinem Arbeitszimmer schaute ich nach, wie es der Bananenstory so geht. Als mein Sohn mich sah, strahlte er über das ganze Gesicht und meinte, dass das mit Schafmilch ja noch viel toller schmeckt und er das ab nun nur noch so möchte.

Wir können nicht zwei mal in den selben Fluss steigen!

Schon die alten Griechen meinten: „Panta rhei“ – alles fließt und „Alles bewegt sich fort und nichts bleibt.“ Wenn sich alles bewegt und fließt, also das ganze Leben, was passiert dann, wenn alles ins Stocken gerät? Wenn sich nichts mehr verändert, weil wir an allem festhalten?
Wir essen immer die gleichen Lebensmittel, wir fahren immer an den selben Ort auf Urlaub, wir reden immer mit den selben Menschen, wir haben immer die selben Gewohnheiten. Nehmen wir an, wir machen das alles sehr extrem, was wird passieren? Wir werden unter der einseitigen Ernährung leiden, wir sind von unserem Urlaubsort gelangweilt und neidisch auf unsere Kollegen und Freunde, die immer neue Erfahrungen sammeln, uns werden die Gespräche mit immer den selben Menschen langweilig, weil keine neuen Ideen dazu kommen. Wenn wir immer die selben Gewohnheiten haben, werden wir bald unsere Umwelt damit nerven. Das kann sogar so weit gehen, dass es zu psychosomatischen Beschwerden kommen kann.

Der Abschied

Damit wir unser Leben bereichern, ich möchte sogar sagen leben können, müssen wir lernen und von Verschiedenem zu verabschieden. Buddha sagte:

„Lerne loszulassen, das ist der Schlüssel zum Glück!“

Von einer lieb-gewonnenen Gewohnheit los zu lassen ist für uns oft schon sehr schwer. Wie ist es dann von Menschen und Dingen, die noch viel mehr Bedeutung haben als eine leicht abgewandelte Lieblingsspeise? Loslassen ist jedes Mal einen kleinen Tod zu sterben oder mitzuerleben. Wenn wir etwas oder jemanden loslassen, dann entscheiden wir uns nicht dagegen, sondern lassen ihn ziehen. Unsere Gedanken werden leichter und drehen sich nicht mehr im Kreis.

Immer wieder treffen wir auf Menschen, die dem Altern mit allen nur erdenklichen Mitteln entgegenwirken. Ganze Industriezweige leben davon, dass Menschen jünger aussehen möchten. Möchten sie nur jünger AUSSEHEN oder möchten sie jünger sein. Ich glaube Zweiteres. Hier wird an der Jugend festgehalten. Die Jugend hat ja so viele Vorteile! Meine Erfahrung ist, dass das Alter auch viele Vorteile hat. Denken Sie an Ihr Berufsleben! Was mussten Sie sich anhören, als Sie noch ganz jung und unerfahren in Ihrem Beruf waren? Wie sieht das heute aus? Viele dieser Aussagen, die mich als junger Mensch geärgert und oft sogar gekränkt haben, höre ich heute gar nicht mehr. Das ewige Festhalten an der Jugend hat aus meiner Sicht mehr Schattenseiten als Vorteile.

Begleiten Sie mich auf eine Reise in die Zukunft

Nehmen wir an, der Wissenschaft ist es gelungen, den Tod um Jahrhunderte hinaus zu zögern. Sie haben Kinder, Enkelkinder, Urenkelkinder, Ururenkelkinder und die Menschen, die Sie lieben werden immer mehr. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer dieser geliebten Menschen vor Ihnen stirbt wird immer höher. Wir würden unter etwas leiden, das wir künstlich hervorgerufen haben. Als ich diese Gedanken meiner Mutter erzählte, meinte sie, dass das das letzte wäre was sie brauchen könnte. „Da wird man alt und dann stirbt das Kind vor einem, auch wenn das Kind selbst schon alt war.“

…und am Lebensende?

In meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Sterbebegleiter höre ich immer wieder von Kolleginnen und Kollegen, wie schwer oft das Sterben ist, wenn jemand nicht loslassen kann. Mit „jemand“ meine ich nicht unbedingt die sterbende Person. Oft sind es Verwandte oder Freunde, die den geliebten Menschen nicht gehen lassen können. Loslassen während des Sterbens steht nur am Ende unseres physischen Lebens. Loslassen begleitet uns durch unser ganzes Leben. Der Verkäufer, der verbissen auf den Abschluss konzentriert ist und die wahren Bedürfnisse des Kunden übersieht. Das Kind, das das Lieblingskuscheltier verloren hat. Der geliebte Partner, der mehr Freiheit benötigt. Das Eis, das auf die Straße gefallen ist, weil das Stanitzel (die Tüte) zerbrochen ist. Die Wohnung, die wir aufgeben müssen, weil wir in ein Haus ziehen. Die Schulfreunde, die verloren gehen, weil die Schule gewechselt wird. Die Lieblingsspeise, die nicht zur Verfügung steht und ich eine neue probieren muss. Ein Ende in Ehren und mit aller Dankbarkeit lässt Neues entstehen und das Leben kann weiter fließen.

An welchen Themen, Personen oder Situationen kannst du nicht loslassen? Schreib mir ein Kommentar am Ende dieser Seite.

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Nichts ist unmöglich – bleib bewusst!

Bildnachweis:
freepik.compixabay.com

Über den Autor

Wolfgang Scherleitner – Mentalcoach, Managementtrainer, Verkaufscoach, ehrenamtl. Trauer- und Sterbebegleiter
Wolfgang ist Coach und Trainer. Seine Klienten sind Menschen im privaten und beruflichen Kontext. Die Idee in seinen Seminaren und Coachings ist, dass Selbstwert und Achtsamkeit der Schlüssel zu Erfolg und Zufriedenheit sind. Wenn wir achtsam genug sind, erkennen wir, dass jede Person Erfolg und Zufriedenheit individuell definiert.
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